Dienstag, 17. November 2009

Feierabend

Geh mir nicht aufn Sack.
Lass mich einfach in Ruhe.
Das sind deine Probleme.
Mir sind meine genug.

Geh mir nicht aufn Geist.
Erzähls dem Fernseher.
Ich habs jetzt dreimal gehört
und weiß nicht wovon du sprichst.

Jetzt nerv hier nicht so rum.
Ich kann dich auch rausschmeißen.
Schön, dass deine Ma das meint.
Dann fahr doch zu ihr hin.

Geh mir nicht aufn Sack.
Du bist nur zu Besuch hier.
Halt einmal deinen Rand.
Was ist daran so schwer?

Jetzt reichts mir aber langsam!
Nein, ich wills nicht hören!
Es ist mir scheißegal!
Ich will mich jetzt entspann'!

Geh mir nicht aufn Zeiger.
Sonst, da ist die Tür!
Na also, es geht doch.
Warum denn nicht gleich so?

Freitag, 13. November 2009

Bremer Stadtmusikant

Die Stimmung dem Gefrierpunkt nah,
dagegen hilft kein Heizen.
Ein Blick zum Alten macht es klar:
Jetzt blos nicht weiter reizen!

Erst schimpft er laut auf die Regierung,
schreit danach nach der Fernbedienung.
Nur Vorwürfe hat er für Mutter
und will um 18 Uhr sein Futter.

Mein Schwesterchen macht einen Fehler,
sie will am Abend ausgehn;
nur ist ihr Freund ein Aramäer,
die kann Papa nicht ausstehen.

Er keift etwas von Arbeitsplätzen
die die Schwattköppe besetzen,
von Füßen unter seinem Tisch
und Ausgehn würd sie heute nicht.

Mein Schwesterchen, den Tränen nah,
blickt hundegleich zu Mama,
doch die hat, es war sonnenklar,
kein Bock auf Ehedrama.

Mein Schwesterchen rennt auf ihr Zimmer
und knallt die Tür, macht es noch schlimmer,
denn Vater schreit die Mutter an:
warum sie nicht Erziehen kann!

Die Kinder hätten kein Benehmen
und wärn gar nicht von ihm;
er würd sich jetzt die Kante geben
und durch die Kneipen ziehn.

Und sie wisse was da kommt
wenn er spätnachts wiederkommt.
Glasig erscheint Mutters Blick
als sie daraufhin nur nickt.

Längst schon hab ich genug gehört.
Mein Rucksack ist gepackt.
Noch ist mein Leben nicht zerstört,
heut hau ich endlich ab.

Ich geh nach Hamburg, nach Berlin,
werd in besetzte Häuser ziehn,
werd Kunst, Musik, was Echtes machen.
Und über ihn werd ich nur lachen.

Noch kann ich Mutter nicht befreien,
auch Schwester bleibt zurück.
Ich hoff sie werden mir verzeihen...
In Liebe, wünscht mir Glück!

Ich werd sie beide nicht vergessen,
werd mich an ihrem Maße messen,
und dereinst werd ich wiederkehren,
auch der Tyrann muss einmal sterben.

Bis dahin, um der Freiheit willen,
bleib ich weg aus dieser Stadt,
werd meinen Durst nach Leben stillen,
sehn was die Welt zu bieten hat.

Der Alte sitzt beim ersten Wirt
und bevor schlimmeres passiert
schleich ich mich durch die Hintertür,
und dann verschwinde ich von hier!

Ich will sie alle wiedersehen,
doch nun muss ich zuerstmal gehen.
Hier Bleiben hieße resignieren,
doch ich hab nichts mehr zu verlieren,
nur Freiheit zu gewinnen.

Montag, 2. November 2009

bambule bitte

beben geboren aus isolation
einsames angeln im see der gedanken

wirklichkeit wackelt, verschwimmt zur vision
fahren und fallen, die wände sie wanken

völliges fehlen von konzentration
zeitgefühl gibt nur das öffnen der schranken

wirkliches leben verkommt zur fiktion
spiegel enthüllen den einsamen kranken

eine sekunde gleicht einer million
die schon verflogen, zerronnen, verbrannten

zischender atem der einzige ton
blicke verfolgen ein staubkorn beim landen

sich nicht verlieren, die letzte mission
langsam verblasst auch das bild der verwandten

reicht dann die kraft noch für eine aktion
wird bald ein photo zum letzten gesandten

schließlich ist schluss mit der situation
feiert die freiheit mit rosengirlanden

bleiben auch räume für spekulation
werden sich jene die kommen bedanken