Donnerstag, 25. März 2010

was man so tut

man muss nehmen, was da kommt
man muss leben
man muss sterben
man hat Wohnung mit Balkon

man muss gucken, wo man bleibt
man muss fressen
man muss scheißen
man ist schlank oder beleibt

man steht jeden Morgen auf
man will sparen
Urlaub fahren
man steht täglich zum Verkauf

man beschwert sich bei nem Bier
in der Freizeit
über Arbeit
man steht Tags drauf doch Spalier

man hats leichter, wenn man schweigt
denn man sieht nichts
und man hört nichts
man ist meistens eher feig

man versucht, nicht anzuecken
man muss lernen
wegzustecken
ich spiel nicht mit
ums verrecken
man kann mich am Arsche lecken!

Dienstag, 16. März 2010

kleine Geschichte von unerfüllter Liebe

Er malte unzählige Bilder von ihr
schrieb Worte voll Liebe auf weißes Papier
sah später nur zu, wie sie brannten
er schrieb ihr zwei Lieder auf seiner Mundharmonika
trank Schnaps und trank Bier, als wär er Alkoholiker
und sprach nicht mit seinen Bekannten

Er dachte unzählige Stunden an sie
empfand dabei viel mehr als nur Sympathie
auch wenn sie ihn nicht einmal wahrnahm
er sah nur noch sie unterwegs auf der Straß'
es kam, dass er fast alles andre vergaß
und mit seiner Welt nicht mehr klarkam

Sie kannte ihn nicht, doch er konnt nicht allein
die Seele zu lang schon gemartert von Pein
er konnte sich nicht mehr entwirrn
so zupfte er einmal noch seine Gitarre
und danach entsicherte er seine Knarre
und schoss sich mit ihr in die Stirn.

Freitag, 5. März 2010

auch wenns nicht so gedacht war

als die frau im sonnenlicht
zu ihrem mann von liebe spricht
da schaut er sie verwundert an
und sagt, dass sie ja vieles, aber nicht
alles haben kann.
(auch ihre tränen ändern nichts daran)

Montag, 1. März 2010

ein anderer Morgen

Als der Regen nachließ und die Wolken aufrissen, zeigte die Sonne zum ersten Mal seit Tagen wieder ihr Gesicht. Sie schien durchs Fenster und erhellte den Raum, brachte dabei einige geblendete Augenpaare zum blinzeln.
Auf einer mindestens zwanzig Jahre alten, durchgesessenen braunen Ledercouch saß Nico neben einem rothaarigen Mädchen, dessen Namen er bereits wieder vergessen hatte. Er musste unwillkürlich grinsen, als die Sonne das Chaos im Raum zwar deutlich sichtbar machte; da es aber natürliches Sonnenlicht war, das da enthüllte, konnte er nicht schlechtes daran finden.
Als er sich umsah, viel ihm auf, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wo er sich befand. Er sah die Leute an, die mit ihm im Raum saßen, und versuchte ihren Gesichtern Namen zuzuordnen, war sich sicher, dass er sie irgendwann gewusst hatte.
Irgendjemand fragte: "Hast du noch Kaffee, Steve?"
"Ja, glaub wohl, musst aber selbst kochen, ich hab kein Bock. Mach aber 'ne ganze Kanne!" sagte ein großer Kerl mit kurzen, lockigen braunen Haaren und Brille.
Natürlich, Steve wohnt hier, fiel es Nico wieder ein, den hab ich mit seinen Leuten im Versteck kennengelernt. Was aber immer noch nicht die Frage beantwortete, wo hier denn nun genau war. Er versuchte, die letzten Tage in seinem Kopf zu ordnen.
Am Freitag war er mit Daniela nach Köln gefahren, Digitalism hatten im Bootshaus aufgelegt, alles war super, und am Samstag waren sie bei Freunden von Daniela in Dortmund vorbeigefahren, hatten was gegessen und kurz geschlafen. Dann hatten sie mit den Leuten dort wieder getrunken und waren irgendwann in die Stadt gegangen. Aber wieso war Daniela nicht hier? War sie noch mit im Versteck gelandet? Und wer war überhaupt das Mädchen, das die ganze Zeit mit den Schnüren seiner Kaputze rumspielte?
Er konnte sich an die vergangene Nacht nur sehr verschwommen erinnern, und das wenige, was er noch wusste, reichte vielleicht für neunzig Minuten. "War ich gestern Abend mit 'nem Mädchen zusammen, als wir uns kennengelernt haben?"
Neben ihm quitschte es auf. "Wie, mit 'nem Mädchen? Hast du etwa 'ne Perle, oder was?"
Das rothaarige Mädchen blickte ihn mit aufgerissenen Augen auf. Ihre blauen Pupillen waren groß und glasig, dennoch war sie immer noch hübsch. Angestrengt versuchte Nico sich zu erinnern. Was war heute Nacht geschehen? Hatte er Mist gebaut? Er antwortete diplomatisch.
"Nein, ich war gestern Abend mit einer sehr guten Freundin unterwegs Die kommt aus dem selben Kaff wie ich und wir waren seit Freitag zusammen unterwegs."
Das war die Wahrheit. Zumindest auf dem Papier. Offiziell war er nicht mit Daniela zusammen, sie hatten da so noch nie drüber geredet. Trotzdem fühlte sich sein Magen plötzlich hart und kalt an. Er verzog das Gesicht.
Nein, er hatte nicht mit dem Mädchen geschlafen. Plötzlich konnte er sich wieder genau erinnern. Sie waren zusammen in Steves Schlafzimmer gewesen. Sie hatten nicht miteinander geschlafen. Aber sie hatte ein Zungenpiercing und wusste damit umzugehen. Nico fühlte sich schlecht.
"Also war ich alleine unterwegs?"
Steve sah ihn an. "Wir haben uns irgendwann an der Theke im Versteck über Digitalism unterhalten und ein Bier zusammen getrunken. Da warst du allein. Du warst aber auch schon ziemlich vercheckt. Alter, weißt du das echt nicht mehr?" Nico schüttelte mit dem Kopf. "Krass. Wir waren noch bis sechs da, und du meintest, du müsstest den selben Zug nehmen und bist dann noch mit zu mir gekommen. Wir sind jetzt seit fast vier Stunden hier. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du gar nichts mehr weißt!"
Nico hatte nur mit halbem Ohr zugehört; er starrte auf sein Handy, dass nicht mehr angehen wollte, offensichtlich war der Akku leer. Er sorgte sich um Daniela, wollte sie anrufen, wollte Jörg anrufen, um ihn zu fragen, ob er etwas gehört hatte. Immer unruhiger werdend blickte er wild um sich, suchte seine Jacke. Nach einem Blick nach unten suchte er auch seine Schuhe.
"Bleib mal gechillt!" maulte jemand vom Sofa, aber Nico konnte nicht mehr sitzen bleiben. Er stand auf und zog seine Schuhe an. Er schaute zu Steve und fragte: "Wo sind wir hier überhaupt? Und wo ist der nächste Bahnhof?"
Steve lachte. "Du bist ja fertig, Alter. Wir sind in Coesfeld und der Bahnhof ist die Straße runter und an der Ampel rechts, kannste nicht verfehlen. Ich meld mich dann mal online bei dir, und vielleicht sieht man sich ja mal über Martina!"
So hieß sie also. Nico blickte sie an und sagte: "Ja, ich meld mich dann irgendwann..."
"Ja, meine Nummer hast du ja!"
Ganz bestimmt würde er sich nicht melden. Diesen Teil der Nacht würde er gerne vergessen. Was war mit Daniela?
"Und sonst meld ich mich einfach, hab deine Nummer ja auch!" Nico lächelte sie unglücklich an. Irgendwie tat sie ihm leid, er fühlte sich schuldig, zog sich aber weiterhin zügig an. Er musste irgendwie Daniela erreichen. Noch einmal drehte er sich um und verabschiedete sich von der verstrahlten Truppe: "Haut rein, man sieht sich!"
Während er zur Haustür ging, hörte er noch zwei oder drei Leute etwas entgegnen, aber er war mit den Gedanken bereits wieder auf der Suche. Er schloss die Haustür hinter sich, schaute sich um und atmete tief durch. Er hatte das Gefühl, der Mann auf der anderen Straßenseite schaue ihn komisch an, aber er schob es beiseite.
Was er nun brauchte, war ein Telefon.
-
Update: Die Freaks haben jetzt auch noch ein eigenes Blog. Den Anfang macht der Yogi. Oder ist das am Ende doch was ganz anderes? Wie war das mit den 2 Hirnhälften? Gefüllte Gedankentasche


Abenteuer nahe Utopia

beinahe ists als käm ich grad nach Hause
zur gleichen Zeit bin ich auch seltsam fremd
und im Moment nicht mehr als ein Banause
ja, dass ich hier bin ist allein schon unverschämt

um mich herum ist radikale Freiheit
der Zauber einer kreativen Welt
wobei sich etwas ähnliches wie Neid zeigt
das alles hat mir viel zu lang gefehlt

zugleich komm ich mir vor wie ein Vampir
ich trink vom Leben, schwimm in seiner Flut
doch ehe ich mich selbst in ihm verlier
schreck ich zurück, allein mir fehlt der Mut

zurück in meinem seltsam grauen Alltag
es scheint, als war ich lange Zeit nicht hier
doch Bilder, die die Nacht in mir gemalt hat
verwandeln sich in Worte auf Papier

als einmal sommer war

am schönsten tag des sommers wehte
ein warmer wind entlang des fluss'
und auf ihm tanzten die libellen
und als der wind dann ganz leicht drehte
verbreitete er einen duft
an unsrer kleinen feuerstelle

wir brauchten blos die augen schließen
schon sahen wir das erdbeerfeld
am rand der frisch gemähten wiese
und spürten sie unter den füßen
ein kleiner hauch perfekter welt
versendet mit der sommerbriese

auch dieser tag, er wollt nicht bleiben
wollt mit dem winde weiterwehen
verschwand sehr bald schon hinterm wald
und mir blieb nur, ihn aufzuschreiben
so weiß ich wenn ich sonn ersehne
der nächste sommer kommt schon bald