Freitag, 27. August 2010

Statistik

Datasheets, Skizzen
Tabellen, Matrizen
Kurz vor den Wahlen
Erhobene Zahlen

Kurven, Prognosen
Wahrscheinlichkeits-chosen
Gewinn und Verlust
Prüfungsrobust

Häufig missbraucht
Noch öfter gekauft
Höchst masochistisch:
Wir lieben's statistisch!

wenn man die Zeit schon nicht anhalten kann

sie blickte mürrisch drein aus trüben Augen
verbreitete Gerüche wie von Fisch
die Brüste hingen runter auf den Tisch
und wollten nicht mehr zur Ergötzung taugen

er fasste sie schon lange nicht mehr an
besorgte sich die Anregung im Netz
obwohl das nicht den Hautkontakt ersetzt
und folgte mehrmals jährlich seinem Drang

dann gings zur Firmenaußenstelle Prag
er arbeitete dort zwar über Tag
die Nacht jedoch verbrachte er meist draußen

mit jungen Mädchen mit bestimmtem Blick
in kurzen Röcken, billig-buntem Chic
und wollt sich so die Jugend einfach kaufen



PS.: Falls das irgendwem bekannt vorkommt, ja, ich habe das vor fast einem Jahr schonmal in einem anderen Blog veröffentlicht. Da guckt aber fast nie jemand drauf, also dachte ich mir, 'ich ziehe es mal um'.

Dienstag, 10. August 2010

Ein Leben, wie es sein kann (und doch nicht sein sollte)

Er lebte, um zu arbeiten
Und fragte nicht nach Wahrheiten
Sein Leben nahm so seinen Lauf
Und er war sogar stolz darauf

Er hatte Frau und Kind und Haus
Der Sohn, der zog mit 18 aus
Die Frau ging etwas später weg
Und schlief in jemand and'res Bett

Er meinte, ach, es stört mich nicht
So hab ich viel mehr Zeit für mich
Er füllte diese auch sofort
Vorm Fernseher mit Sofasport

Er dachte ziemlich selten nach
Ja, die Synapsen lagen brach
Denn hätte er mal nachgedacht
Dann wär er vielleicht aufgewacht

So war sein Leben der Betrieb
Und dass ihm sonst auch gar nichts blieb
Das nahm er gar nicht richtig wahr
Da Arbeit ja sein Leben war

Und schließlich kam der Ruhestand
Mit dem er sich nur schwer abfand
Er war da grad erst sechzig Jahr
Und merkte, wie allein er war

Nun saß er in dem leeren Haus
Sein Leben - das war plötzlich aus
Er wusst' nichts mit sich anzufang'
Drum hat er sich dann aufgehang'

Er lebte nicht, oh nein, er schlief
Nun bettet man ihn sechs Fuß tief
Ach, hätt' er nur mal nachgedacht
Dann wär er vielleicht aufgewacht

Freitag, 6. August 2010

nur kurz verreist

sehen, hören; ahnen. fühlen
dann, auf den schultern fängt es an
die kalte hand, sie greift, sie streicht
die arme und die fingerspitzen
den rücken läuft das eis hinab
und aus den haaren werden dornen
die haut gespannt bis zu den zeh'n
und alles ist so klar. so klar
das kleine stechen in der brust
und alles geschieht wie von selbst
ein beißen auf die unterlippe
die augenlider beben, zucken
die augen schließen; hell, so hell
und heiß ist es, und dann das zittern
obwohl doch weg, so weit weit weg
das salz schmeckt nach zuhause
obwohl doch schmerz und glück vereint
das salz schmeckt nach zuhause


der letzte takt klingt aus, ich bin
doch immer noch zuhause