Samstag, 17. Oktober 2009

es tickt das metronom

jeder weitere tag allein
ist ein weiterer nagel im schmucklosen sarg
ist ein stich mit dem spaten fürs einsame grab
ist ein bündel reisig auf dem scheiterhaufen
droht der sand aus dem stundenglas auszulaufen

jede weitere woche allein
ist ein weiterer wettlauf mit wertvoller zeit
steht ein bottich passion zur verbrennung bereit
ist die hoffnung auf rettung ein wenig geringer
zeigt das sein schmerzhaft auf: es geht immer noch schlimmer

jede sekunde allein
scheint die summe von endlosen stunden zu sein
stellt die welt dem naiven aus missgunst ein bein
ist ein marathonlauf über glühende kohlen
wird der seele durch öde ein wenig gestohlen

bleibt resignieren
bleibt verzagen
bleibt darüber sinnieren
bleibt das zählen der tage
bleibt allein...

Dienstag, 6. Oktober 2009

Barock'n'Roll

Sonette sind mir viel zu förmlich!
Verschont mich bitte mit Quartetten,
Und bleibt mir weg mit zwei Terzetten;
Denn auch der Rest ist so gewöhnlich.

Vergleiche aus dem Reimbaukasten.
Das ewig gleiche blöde Schema.
Das ewig gleiche doofe Thema.
Wär es nicht besser auszurasten?

Man stelle sich den Dichter vor:
Bricht nach der Lesung seinen Stift,
Und wirft ins Publikum sein Heft,

Er tourt mit einem Mädchenchor,
Ist jeden Abend voll bekifft;
Wenn Rock-Lifestyle auf Lyrik trifft.

Montag, 5. Oktober 2009

Im Flur

Wissen Sie, sagte der Hut zum Ständer,
Ja, ich bereiste schon einige Länder.

Es kann einem wahrlich viel schlechter ergehen,
Wie ewig im Flur in der Ecke rumstehen.

Da sprach der Ständer leicht grantig zum Hut,
Mir geht es dabei die meiste Zeit gut.

Hier stehen bereitet mir wohles Behagen,
Muss nur das Geprahle der Hüte ertragen.

Samstag, 3. Oktober 2009

Wie die Bildmedien auf den Regierungswechsel reagieren

Kaum hat das deutsche Volk sich klare Verhältnisse gewählt, und die bürgerlichen Parteien rechts von der Mitte machen sich daran, eine Regierung zu schmieden, schon reagieren die Medien von ARD bis Pro 7.
Man kommt doch wirklich ins Stutzen.
Die Wahl ist noch keine Woche her, schon wird auf allen Sendern gegen das, was von der APO übrig ist, gehetzt, als gäb' es das erst seit Montag morgen. Ich will hier gar nicht sagen, dass ich alle Wege des linken, außerparlamentarischen Protests unterstütze oder befürworte, in seinen jetzigen Formen tue ich das sicherlich nicht.
Aber: die Medien tun so, als wären diese Dinge 'brand'neue Phänomene, und sowieso, was ist schon ein brennendes Asylantenheim gegen einen brennenden Porsche 911 Carrera. Diese Gleichsetzung von linken und rechten Gewaltakten ist in mehrfacher Hinsicht unpassend, wenn man sich anschaut, wofür diese Gruppierungen sich einsetzen (etwa faschistischer Führerstaat - anarcho-syndikalistische Basisdemokratie), wie sie es tun, und wer im Endeffekt was tut.
Beispiele für seltsames Medienverhalten: In der ARD wird bei Kontraste gegen das Schanzenfest polemisiert. Das es inzwischen so ist, dass sich zu den sog. 'Schanzenfestspielen' eher der schwarze Block unter gutbürgerliche Kinder auf Krawalltourismustour mischt als umgekehrt erfährt man aus anderen Quellen.
Bei pro 7 in Focus TV wird über die seit 2007 knapp 400 abgefackelten Autos in der Hauptstadt berichtet, als sei das Problem neu und dort geboren. An Pariser Banlieus denkt offenbar niemand... Und das es dort (wie inzwischen auch immer häufiger in deutschen Großstädten) hauptsächlich Migrantenkinder sind, die aufgrund von miserablen, gescheiterten Integrationsbemühungen durchdrehen, kann man wohl auch nur wissen, wenn man Pariser ist?
Sicherlich werden in Berlin viele Luxuskarossen von Autonomen angezündet. Ganz bestimmt ist das total stumpf. Ich würde hier Bommi Baumanns in der taz geäußerte Meinung unterstützen: Wer Ackermanns Wagen abfackelt, erntet sicherlich so etwas wie Applaus, so eine Aktion wäre durchaus politisch und zumindest nachvollziehbar. Einfach so Autos anzünden ist einfach dumm. Man kann doch nicht vom 3er-BMW auf den Besitzer schließen. Was ist daran bitte politisch?
Zurück zu Focus TV: Die berichten dann über den inzwischen gewaltigen finanziellen Schaden, und zeigen im Interview den Eigner eines durch Brand beschädigten Opel Kadetts von '95. Schön, das liefert dem Stammtisch natürlich wieder Material, Grund genug, auf die Linken zu schimpfen und an Autobahnen von vor 70 Jahren zu erinnern. Aber mal im Ernst: glaubt irgendjemand, das ein halbwegs vernunftbegabter Autonomer einen fast 15 Jahre alten Opel Kadett anzündet? Wirklich?
Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass diese Phänomene (Schanzenfest & dazugehöriger ritualisierter Krawall, brennende Autos, usf.) einfach nicht neu sind. Aus diesem Blickwinkel thematisiert wird das ganze aber seltsamerweise erst seit dieser Woche, seitdem wir wieder eine rechte Regierung und eine linke Opposition bekommen. Und ich glaube auch nicht, dass diese zwei Beiträge die einzigen waren, es waren nur die, welche ich durch Zufall gesehen habe. Selbst wenn man vom Filmmaterialrecycling der Sender absieht kann man wohl davon ausgehen, dass auch auf anderen Sendern in ähnlicher Weise Stimmung gemacht wird bzw. wurde.
Auch wenn man keine Zeitung(en) liest, hat man ja heutzutage die Möglichkeit, das Internet zur Informationssuche und zum verifizieren der Informationen zu benutzen. Ein Glück. Der Durchschnittsdeutsche guckt aber leider lieber RTL, Pro 7, und natürlich die öffentlich-rechtlichen Sender, die auch ich selbst immer für das objektivste im deutschen Fernsehen gehalten habe. Seit den unfassbar schlecht recherchierten 'Killerspiele'-Beiträgen bei Frontal 21 im ZDF und jetzt dem Kontraste-Bericht kann man wohl selbst hier ohne Verifizierung nichts mehr glauben. Die Sender sind parteipolitisch dominiert, selten habe ich das so deutlich gespürt wie in den letzten Tagen. Wenn Reporter meinen, mit solchen Beiträgen ihren Aufstieg, ihre Karriere zu fördern, na dann herzlichen Glückwunsch. Schon GEZahlt? . Und liebe mitlesende GEZ, ihr braucht jetzt trotzdem keinen Vorbeischicken. Ich bin befreit :p
Schönes Restwochenende an alle Leser, und schmeißt eure Gehirne nicht weg.