Samstag, 29. Mai 2010

zeitreise (wider willen)

ich sah das alte glück
verrottet
liebe lange zeit
verblasst
ich blickte heut zurück
erschrocken
letzte möglichkeit
verpasst

denn damals wurd mein herz
zerrissen
zukunft durch ein wort
zerfetzt
ich hab mich durch den schmerz
gebissen
Narben blieben dort
zuletzt

jetzt sind sie wieder auf-
gebrochen
raus kommt frisches blut
getropft
es kommt erneut heraus
gekrochen
wird nichtmal von wut
verstopft

in alten wunden salz
verstreuen
alte fehler neu
bereut
die ader schwillt am hals
aufs neue
böser alter geist
befreit

Freitag, 21. Mai 2010

Ein Bruch in Mono

Für immer ist ne ziemlich lange Zeit
Sag mal, haben wir das wirklich mal geglaubt
Du guckst mich an und spielst mit deinen Haaren
Malst mit den Fingern Herzchen in den Staub

Für immer klingt mit Abstand recht naiv
Sag mal, meinten wir das damals wirklich Ernst
Du guckst mich an, sag, guckst du durch mich durch
Jetzt sag doch was, denn das hier ist kein Scherz

Und ich kann nicht mal mehr heulen
Und ich war noch nie so leer
Dass ich letzte Nacht die ganze Zeit gekotzt hab
Erscheint im Nachhinein schon fast als fair

Die Ewigkeit kann man nur schwierig teilen
Doch die Liebe macht bekanntlich ziemlich blind
Ich glaube wirklich, dass ich es gefühlt hab
Jetzt frage ich dich ehrlich wo wir sind

Die Ewigkeit vergeht in fünf Minuten
Doch die Liebe ist halt leider gar kein Spiel
Du guckst mich an aus traurig-müden Augen
Dem Müll in mir fehlt weiter das Ventil

Und ich kann nicht mal mehr heulen
Und ich war noch nie so leer
Dass ich letzte Nacht die ganze Zeit gekotzt hab
Erscheint im Nachhinein schon fast als fair

Mittwoch, 19. Mai 2010

Klärgrubentaucher

Ein trüber Tag im Mai
der Weizen wiegt im Wind
und nebenan die Kinder
gehn Gassi mit dem Hund

Du liegst auf einer Wiese
die Sonne lacht dich aus
und die Gedanken sieden
Hormone sieden auch

Das Buch auf deiner Decke
erzählt heute nicht viel
es weht ne warme Brise
im Zug raschelt das Laub

Und alle gehn vorrüber
und niemand nimmt dich wahr
ein Junge spielt im Garten
fährt mit dem Bobbycar

Und früher wars nicht besser
und früher wars ok
der Bolzplatz um die Ecke
weiß das noch genau

Und manchmal willst du einfach schreien!
Und manchmal willst du einfach schreien!
Manchmal heulst du einfach so,
Abends beim Fernsehen
Und ihr Platz ist weiter unbesetzt

Ein trüber Tag im Frühling
der Sommer sitzt noch fest
dort oben fliegt ein Segler:
der Herbst ist doch vorbei

Du liegst so auf der Seite
und Beine stapeln sich
die Nachbarn komm' vom Freibad
die Augen rot. Vom Chlor.

Ein Telefon das klingelt
die Nummer unterdrückt
du willst da heut nicht drangehn
und drückst sie einfach weg

Noch einmal zehn Minuten
die Augen einfach zu
doch dies hier ist nicht Schweden
der Gartenteich kein See

Und früher wars nicht anders
und früher wars ok
der Staub in der Garage
singt davon ein Lied

Und manchmal willst du einfach schreien!
Und manchmal willst du einfach schreien!
Und im Keller liegt ein Stapel Wäsche,
schimmelt auf dem Boden
Und ihr Photo grinst dich wissend an

Und manchmal willst du einfach schreien!
Und manchmal willst du einfach schreien!
Manchmal heulst du einfach so,
Abends beim Fernsehen
Und ihr Platz ist weiter unbesetzt

Dienstag, 11. Mai 2010

Begegnung Nähe Uni Bochum

Ein Blitzen erhellte den Tag
so wie zwei Saphire, gerahmt
von rotem, ja glänzendem Haar
und plötzlich erstarrte die Zeit
als unsere Blicke sich trafen
da war etwas wie Sympathie
wie unterbewusstes Erkennen...
Ein Rattern zerbrach den Moment
die S-Bahn kam lärmend herein
wir stiegen zwar beide dort ein
doch schon an der zweiten Station
verließ sie das Fahrzeug nach links
Ich sah nur den hellgrauen Rock
als sie auf der Treppe verschwand
und blieb in der S-Bahn zurück
die weiterfuhr auf ihrem Gleis
Die Fahrgäste um mich herum
verblassten und lösten sich auf
und ich blieb dort sitzen, allein
und lauschte dem Rattern des Zugs.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Schicksalstag

Am Tage als die Liebe mich verließ
verschwand die Farbe, und mit ihr das Licht
denn plötzlich war mein Leben ein Verlies
in dem ich ziemlich schnell auf Gitter stieß
und Schlüssel für den Kerker gab es nicht

Am Tage als in mir etwas zerbrach
verletzte ich mich an diversen Splittern
und all die Wunden eiterten danach
und all die Blumenfelder lagen brach
zerstört von Hagelstürmen und Gewittern

An diesem Tage wurde ich zerdrückt
und alles was ich war ging vor die Hunde
und seither ist mir kaum etwas geglückt
ich laufe nicht mehr, nein, ich geh' gebückt
und warte nur noch auf die letzte Stunde