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Montag, 6. September 2010

Ein paar tierische Reime

Man kann sich nicht immer nur eingraben
Dacht der Maulwurf bevor ihn die Katze dann fraß
Anstatt zu graben
Biss er ins Gras

Der Fuchs, der war immer der Schlauste gewesen
Nun saß er am Bach wie ein Trinker am Tresen
Früher jagte er Hühner voll Mut
Jetzt starb er an Tollwut

Die Raupe war lang noch kein Schmetterling
Wollt saftige Blätter der Krone als Speise
Als sie am obersten Zweig hing
Geriet sie zur Speise der Meise

Ein Lemming der war plötzlich ganz ohne Lust
Lief nicht mit den Andern zusammen zum Fluss 
Und blieb bei seiner Ansicht
Er sprang nicht



Sonntag, 31. Januar 2010

Nico & das Feiern

Ich ging am Wochenende gerne feiern. Nicht auf irgendwelche Feten, sondern in kleine Clubs, in denen die Akustik furchtbar und außer Bass nichts wahrzunehmen war. Das war gut, so musste das.
Manchmal kam Jörg mit, aber meist zog ich alleine los. Ich brauchte das irgendwie, nach 5 Tagen malochen im Lager, nach 5 Tagen organisierter Verblödung einmal alles abstellen. Sichergehen, dass ich breit genug war. Sichergehen, dass keine Melodie mehr durchdrang. Sichergehen, dass nicht mal Mädels mich noch ablenkten. Und dann tanzte ich, wie allein, ganz für mich, schwamm im Bass, surfte auf den trommelfellvernichtenden Wellen, suchte die Nähe zum Nirvana.
Jörg meinte, ich würd das übertreiben, mit der ganzen Feierei. "Du solltest dir mal ein bisschen weniger Scheiß reinziehen," sagte er immer, "du machst dich nur kaputt."
Aber kaputt machte mich nicht der Alkohol, nicht das Gras. Drogen waren höchstens ein Symptom. Es war das Leben - trostlos, bestimmt von Arbeit, von Geldsorgen, von Stumpfsinn. Es war die Fabrik, das scheiß Lager, die Arschlöcher von der Zeitarbeitsfirma, die unfreundlichen Beamten beim Sozialamt, die Unfähigen beim Arbeitsamt. Es waren die Frauen, die immer etwas anderes wollten, als sie sagten. Es war mein Vater, der sich einen Dreck für mich interessierte. Und meine Mutter, die mir ständig Vorwürfe machte. "Ich will doch nur dein Bestes." Ja, Mama, ich weiß doch.
Also ging ich am Wochenende feiern. Um den Kopf freizubekommen. Indem ich ihn erstmal zuknallte. Mit Teilen auf Housepartys, wie immer vom Arbeitskollegen, und direkt die Party mitfinanziert. Morgens wenn es hell wird noch im Club, tanzen. Minimal zur After Hour und teures Pulver von der Klobrille schnuppern.
Jörg sagte immer, ich sollte das Zeug nicht anpacken. "Das ist schlecht für den Charakter." Außerdem wüsste ich doch selbst, wie heftig es wäre, und wer da schon alles drauf abgeschissen wär. Er hatte ja recht - aber ich antwortete darauf regelmäßig: "Geh du erstmal arbeiten." Außerdem hatte er gut reden - schließlich war er auch kein Kind von Traurigkeit.
Als ich mal wieder Samstags Nachts in den Club ging, um mich zuzudröhnen, lernte ich wider Erwarten ein Mädel kennen. Sie hieß Daniela.


Montag, 4. Januar 2010

auf LAN

Sechs Leute sitzen auf engstem Raum vor ihren Bildschirmen. Um sie türmen sich Zigaretten in Aschenbechern, leere Flaschen stehen in Gruppen zusammen, Burgerpapier und Tüten von Fastfoodketten liegen herum, und überall Süßigkeiten oder ihre Überreste. Die Leute haben Kopfhöhrer auf, doch es wird trotzdem viel geredet. Eine bizarre, wechselnde Art von Kommunikation. Lange Phasen, in denen die Gespräche nur aus Flüchen und Beleidigungen zu bestehen scheint, meist mit Feststellungen gepaart. Das klingt dann in etwa so: "Scheiße! Ich war grade am nachladen. Und du Penner gibst mir 'nen Headshot. Fuck bin ich bescheuert! Jetzt hab ich Vollidiot mich auch noch selbst gefraggt." Die Gesprächspartner quittieren solche Aussagen mit freundlichen Ausrufen wie etwa "Ha ha!" oder "Yes! Headshot!"
Desweiteren werden noch Hinweise und Anweisungen gegeben: "Hinter dir!", "Im Fenster links steht einer!", "Der Penner hockt im Busch!", "Einer sichert A, die anderen beiden auf C!" und so weiter. So geht das einige Stunden, mit nur wenigen kurzen Unterbrechungen. Irgendwann fallen die Worte, die Ratlosigkeit und Hektik zugleich aufkommen lässt: "Wollen wir nicht mal was anderes zocken?" - "Jo, gute Idee, lass uns mal." - "Was zocken wir denn?"
Während dem nun folgenden Brainstorming, an dem sich niemand wirklich mit Elan beteiligt, läuft die Mikrowelle in der Küche und erhitzt mehrere Asia Nudelsnacks. Sind auch die Anwesenden in diesem Moment alles andere als sportlich, so behauptet zumindest die kreisende Zigarette von sich, es zu sein.
Nachdem die Bierkiste einiges an Inhalt verloren hat, einigen sich die noch nicht eingeschlafenen Personen auf ein Rennspiel, welches allerdings nach kurzer Zeit wieder langweilig wird. Einige Anwesende vergnügen sich mit nicht Anwesenden auf Online-Servern. Die anderen Anwesenden sind davon wenig begeistert, wissen aber auch keinen Ausweg. Man geht schlafen - versetzt.
Als die Sonne am nächsten Morgen aufgeht, haben zwei der Anwesenden noch nicht geschlafen, dafür haben sie frisch angefangene Diablo II-Charaktere. "Schon Level 28!" sagt einer der beiden zum grade erwachten Freund, der sich ungläubig und verpennt die Augen reibt. "Darauf muss ich erstmal einen rauchen." - "Bier ist übrigens auch alle, irgendwer muss gleich ne neue Kiste holen!" - "Alles klar, ich nicht." Damit wird der nächste Erwachende überrascht, der zum Brötchen- und Biereinkauf aufbricht.

Das ganze geht über mehrere Tage. Abwechslung ist relativ. Die Welt vor der Tür - unwirklich. Aber das will man. Auf LAN.


Dienstag, 8. September 2009

von der Suche nach der Wahrheit

Als die Waffen endlich schwiegen
waren die Böden in tiefrot gefärbt
viele warn im Feld geblieben
hatten den Hass ihren Kindern vererbt

Tränen die die Frauen weinten
bildeten bald einen traurigen See
da sie den Diskurs verneinten
wurde die Wahrheit verdeckt wie von Schnee

Als die Kinder älter wurden
suchten so manche die Wurzel des Hass
grieben nach dem Grund fürs Morden
fanden dabei keinen Boden im Fass

Schweigen war die einzig Antwort
niemand der Alten wollt wissen weshalb
Gras wuchs nunmehr überm Tatort
Gründe vergraben in Gräbern im Wald

Unklar blieb der Feindschaft Ursprung
Auge um Auge, so stands schon im Buch
alt war der Konflikt, und blutjung
waren die Opfer, als Folge des Fluchs

Als die Waffen wieder sprachen
färbten die Böden sich wiederum rot
und ertrunken in den Lachen
lagen die Fragen; die Forscher warn tot.

Samstag, 30. Mai 2009

Agent Pink oder Herbizide gegen Liebe

bleib doch weg
seh ich so aus als würd ich dich vermissen?
nein, auf keinen Fall gehts mir beschissen
und was jetzt wird, ich will es gar nicht wissen
ich wälz mich blos im Dreck

komm zurück
sag, glaubst du wirklich, ich könnte es lassen?
nein, ich will mich da nicht ernsthaft mit befassen
durchwander abends stundenlang die Gassen
als ob mich was bedrückt

ganz im ernst
wie soll ich dem Dilemma nun entkommen?
nein, ich hab mich wirklich lang genug benommen
habs kaum gewonnen, da ists schon zeronnen
das Ende eines Sterns

also was
wieso sag ich vorm Schlaf leis deinen Namen?
ja, ich bin ein Freund von Happy Ends bei Dramen
ich zog die Liebe auf aus einem Samen
nun wächst dort nur noch Gras

Montag, 13. April 2009

Ein Ostergedicht

An Ostern

An Ostern, da treibt Witwe Kort
Hausarbeit, wie andere Sport
statt Kaffeekranz mit der Familie
pflegt sie emsig ihre Lilien

Die Enkel kommen nicht vorbei
wolln kein gefärbtes Osterei
es scheint, als hätt man sie vergessen
man hat wohl andre Interessen

und so poliert sie der Spiegel Glas
schneidet im Garten per Sense Gras
wischt Staub von Büchern und Bilderrahmen
erinnert sich dabei an vergangene Tage

als die Kinder an Ostern in aller Frühe
den Garten durchsuchten mit einiger Mühe
wie sie lachten nach erfolgreicher Suche
und sich freuten auf Oma, auf Kaffee und Kuchen

Abends genoss man ein gutes Gericht
zumeist wurde Braten aufgetischt
und später bestaunten dann alle zusammen
des Osterfeuers gewaltige Flammen

diese glücklichen Tage sind lange vergangen
und auch das jährliche Hoffen und Bangen
alleine verbringt sie alltäglich die Zeit
und tröstet sich dabei mit Hausarbeit

bis die Bilder schlussendlich vollends verstauben,
Unkräuter der Lilien Schönheit rauben
bis der Rasen im Garten langhaarig wird
und Efeu in Mengen die Mauern verziert

bis die Spiegel im Hause kein Bild mehr zeigen
selbst Besteck und Geschirr ungepflegt bleiben
bis die einsame Witwe die Erde verlässt
die Haus und Garten pflegt, sogar am Osterfest