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Montag, 22. Februar 2010

das wartende Weinglas

fadenscheinig, trüb das Glas
tiefrot war sein Inhalt einst
arg zerbrechlich steht es da
harrt noch stets des Weins

um das Glas 'rum grauer Staub
täglich wächst die Kruste an
und vergor'nen Saft der Traub
trank hier lang Niemand

Sonnenschein fällt in den Raum
leuchtet durch zerbroch'ne Scheiben
so vergeht ein alter Traum
nur das Glas muss bleiben

bis die Wände müde werden
und die Deckenbalken brechen
dann geht auch das Glas in Scherben
könnt es, es würd' lächeln

Mittwoch, 30. Dezember 2009

baggerseen und sterben

am donsel saß ein frosch, ein weiser
der hatte schon manches erlebt
er predigte sein kehlchen heiser
vom tag wo der boden erbebt

vor jahren, sagte er den quappen
da hatte er eine vision
da konnten ihn die menschen schnappen
und menschen bedeuten den tod
sie sperrten ihn erst ein in glas
er sah sich in äußerster not
doch plötzlich war er frei, das wars
vom schicksal noch einmal verschont
von diesem tag an war sein ziel
die frösche vor menschen zu warnen
beim ersten mal wars nur ein spiel
beim zweiten mal gäbs kein erbarmen

die kleinen ließen ihn zwar reden
aber merkten sich davon nicht viel
und schließlich endete ihr leben
unterm bagger im reifenprofil

Sonntag, 30. August 2009

letzter Gang

Der alte Mann geht heut spaziern
er denkt sich ich muss hier raus
greift sich den Mantel und den Schirm
erstmals wieder aus dem Haus

läuft einfach los, geht ohne Ziel
was ihm früher auch gefiel
als frisch bepflanzt warn die Alleen
was gibt es wohl heut zu sehn

die Leute halten sich die Ohrn
sprechen eifrig mit sich selbst
er fühlt sich wie zu früh geborn
fremd in der modernen Welt

er läuft und schaut und ist erstaunt
neuartig erscheint die Stadt
viel Stahl und Glas und nackte Haut
was er nicht erwartet hat

wie anders war es damals doch
Arbeit hatte er als Koch
gut zwanzig Jahre ist das her
so wie damals wirds nie mehr

Der alte Mann geht schnell nach Haus
er versteht die Welt nicht mehr
will auch so bald nicht wieder raus
einsam ohne Gegenwehr

Mittwoch, 20. Mai 2009

Fragen. Nachfragen.

Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Wieso fühlt man sich am besten, wenn man es für halbvoll hält, und hat (vor allem im Nachhinein) so oft das Gefühl, Recht zu haben, wenn man es für halbleer hält?
Ist allein sein gut oder schlecht?
Warum hat man das Gefühl, Zeit für sich zu benötigen, aber fühlt sich einsam und nutzlos, wenn man sie bekommt?
Ist Intelligenz Glückes Hilfe oder Hindernis?
Wieso denkt man, dass es erheblich glücklicher machen würde, sich weniger Gedanken machen zu können, aber kann sich keine schlimmere Strafe vorstellen, als diese Fähigkeit zu verlieren?
Ist Fragen ein Zeichen von Dummheit oder von Intelligenz?
Lässt man durch Neugierde Wissensdurst oder Wissenslosigkeit erkennen?

Anm.: Zur letzten Frage lässt sich die Antwort noch selbst geben, muss ich zugeben.