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Montag, 1. März 2010

ein anderer Morgen

Als der Regen nachließ und die Wolken aufrissen, zeigte die Sonne zum ersten Mal seit Tagen wieder ihr Gesicht. Sie schien durchs Fenster und erhellte den Raum, brachte dabei einige geblendete Augenpaare zum blinzeln.
Auf einer mindestens zwanzig Jahre alten, durchgesessenen braunen Ledercouch saß Nico neben einem rothaarigen Mädchen, dessen Namen er bereits wieder vergessen hatte. Er musste unwillkürlich grinsen, als die Sonne das Chaos im Raum zwar deutlich sichtbar machte; da es aber natürliches Sonnenlicht war, das da enthüllte, konnte er nicht schlechtes daran finden.
Als er sich umsah, viel ihm auf, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wo er sich befand. Er sah die Leute an, die mit ihm im Raum saßen, und versuchte ihren Gesichtern Namen zuzuordnen, war sich sicher, dass er sie irgendwann gewusst hatte.
Irgendjemand fragte: "Hast du noch Kaffee, Steve?"
"Ja, glaub wohl, musst aber selbst kochen, ich hab kein Bock. Mach aber 'ne ganze Kanne!" sagte ein großer Kerl mit kurzen, lockigen braunen Haaren und Brille.
Natürlich, Steve wohnt hier, fiel es Nico wieder ein, den hab ich mit seinen Leuten im Versteck kennengelernt. Was aber immer noch nicht die Frage beantwortete, wo hier denn nun genau war. Er versuchte, die letzten Tage in seinem Kopf zu ordnen.
Am Freitag war er mit Daniela nach Köln gefahren, Digitalism hatten im Bootshaus aufgelegt, alles war super, und am Samstag waren sie bei Freunden von Daniela in Dortmund vorbeigefahren, hatten was gegessen und kurz geschlafen. Dann hatten sie mit den Leuten dort wieder getrunken und waren irgendwann in die Stadt gegangen. Aber wieso war Daniela nicht hier? War sie noch mit im Versteck gelandet? Und wer war überhaupt das Mädchen, das die ganze Zeit mit den Schnüren seiner Kaputze rumspielte?
Er konnte sich an die vergangene Nacht nur sehr verschwommen erinnern, und das wenige, was er noch wusste, reichte vielleicht für neunzig Minuten. "War ich gestern Abend mit 'nem Mädchen zusammen, als wir uns kennengelernt haben?"
Neben ihm quitschte es auf. "Wie, mit 'nem Mädchen? Hast du etwa 'ne Perle, oder was?"
Das rothaarige Mädchen blickte ihn mit aufgerissenen Augen auf. Ihre blauen Pupillen waren groß und glasig, dennoch war sie immer noch hübsch. Angestrengt versuchte Nico sich zu erinnern. Was war heute Nacht geschehen? Hatte er Mist gebaut? Er antwortete diplomatisch.
"Nein, ich war gestern Abend mit einer sehr guten Freundin unterwegs Die kommt aus dem selben Kaff wie ich und wir waren seit Freitag zusammen unterwegs."
Das war die Wahrheit. Zumindest auf dem Papier. Offiziell war er nicht mit Daniela zusammen, sie hatten da so noch nie drüber geredet. Trotzdem fühlte sich sein Magen plötzlich hart und kalt an. Er verzog das Gesicht.
Nein, er hatte nicht mit dem Mädchen geschlafen. Plötzlich konnte er sich wieder genau erinnern. Sie waren zusammen in Steves Schlafzimmer gewesen. Sie hatten nicht miteinander geschlafen. Aber sie hatte ein Zungenpiercing und wusste damit umzugehen. Nico fühlte sich schlecht.
"Also war ich alleine unterwegs?"
Steve sah ihn an. "Wir haben uns irgendwann an der Theke im Versteck über Digitalism unterhalten und ein Bier zusammen getrunken. Da warst du allein. Du warst aber auch schon ziemlich vercheckt. Alter, weißt du das echt nicht mehr?" Nico schüttelte mit dem Kopf. "Krass. Wir waren noch bis sechs da, und du meintest, du müsstest den selben Zug nehmen und bist dann noch mit zu mir gekommen. Wir sind jetzt seit fast vier Stunden hier. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du gar nichts mehr weißt!"
Nico hatte nur mit halbem Ohr zugehört; er starrte auf sein Handy, dass nicht mehr angehen wollte, offensichtlich war der Akku leer. Er sorgte sich um Daniela, wollte sie anrufen, wollte Jörg anrufen, um ihn zu fragen, ob er etwas gehört hatte. Immer unruhiger werdend blickte er wild um sich, suchte seine Jacke. Nach einem Blick nach unten suchte er auch seine Schuhe.
"Bleib mal gechillt!" maulte jemand vom Sofa, aber Nico konnte nicht mehr sitzen bleiben. Er stand auf und zog seine Schuhe an. Er schaute zu Steve und fragte: "Wo sind wir hier überhaupt? Und wo ist der nächste Bahnhof?"
Steve lachte. "Du bist ja fertig, Alter. Wir sind in Coesfeld und der Bahnhof ist die Straße runter und an der Ampel rechts, kannste nicht verfehlen. Ich meld mich dann mal online bei dir, und vielleicht sieht man sich ja mal über Martina!"
So hieß sie also. Nico blickte sie an und sagte: "Ja, ich meld mich dann irgendwann..."
"Ja, meine Nummer hast du ja!"
Ganz bestimmt würde er sich nicht melden. Diesen Teil der Nacht würde er gerne vergessen. Was war mit Daniela?
"Und sonst meld ich mich einfach, hab deine Nummer ja auch!" Nico lächelte sie unglücklich an. Irgendwie tat sie ihm leid, er fühlte sich schuldig, zog sich aber weiterhin zügig an. Er musste irgendwie Daniela erreichen. Noch einmal drehte er sich um und verabschiedete sich von der verstrahlten Truppe: "Haut rein, man sieht sich!"
Während er zur Haustür ging, hörte er noch zwei oder drei Leute etwas entgegnen, aber er war mit den Gedanken bereits wieder auf der Suche. Er schloss die Haustür hinter sich, schaute sich um und atmete tief durch. Er hatte das Gefühl, der Mann auf der anderen Straßenseite schaue ihn komisch an, aber er schob es beiseite.
Was er nun brauchte, war ein Telefon.
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Update: Die Freaks haben jetzt auch noch ein eigenes Blog. Den Anfang macht der Yogi. Oder ist das am Ende doch was ganz anderes? Wie war das mit den 2 Hirnhälften? Gefüllte Gedankentasche


Donnerstag, 4. Februar 2010

nächster Tag

DANIELA: Guten Morgen!
NICO: (unverständlich)
DANIELA: Ich hab Kaffee aufgesetzt. Du trinkst doch Kaffee?
NICO: Kaffee klingt göttlich. Wie spät ist'n das?
DANIELA: Kurz vor fünf. Haben wohl lange gepennt.
NICO: Oh Mann. Sind wir heute morgen echt direkt eingeschlafen?
DANIELA: Ja, ich bin stolz auf mich! (lacht)
NICO: Aha. Naja passt schon. (er sieht sich um) Schön hast du's hier.
DANIELA: Ja, oder? Kommst du mit duschen?
NICO: Was für eine Frage.
DANIELA: Schön. Zeigst du mir später deine Wohnung?
NICO: Ähm... ja meinetwegen, ich werd aber vorher mal schauen ob sie vorzeigbar ist. Du kennst das doch, Männer-WG.
DANIELA: Ach, du hast noch 'nen Mitbewohner?
NICO: Ja, Jörg. So'n Student. Aber ist ein guter Freund.
DANIELA: Den stellst du mir dann ja nachher vor. Und jetzt raus aus den Federn, das Wasser im Bad läuft schon!
NICO: Bin schon unterwegs!

Mittwoch, 15. Juli 2009

Zu viel Freizeit(?)

Schlafen bis halb zwei. Geweckt werden vom Telefon. Kurzurlaub planen. Frühstück einkaufen. Kaffee trinken. Küche aufräumen. Mittagsschlafen. Viel zu lang. Duschen. Mehr Kaffee trinken. An die frische Luft. Sonne genießen. Weizenbier besorgen. Kaltstellen, das Bier. Telefonieren. Uninspiriert sein. Ärgern. Manu Chao hören. Feststellen, dass es genau das richtige ist.
Erstaunlich, wie manches so genau zur Stimmung passt.
Sich fragen, was es ist. Und überhaupt. Nur Spanisch verstehen. Oh Wunder. Lachen können, über sich selbst. Das Meer schon riechen. Oder zumindest das Gefühl haben. Grübeln, über dies und das. Einen Blick in die Zukunft werfen. Durch die rosarote Brille. Trotzdem alles dunkel. Was würde Einstein dazu sagen? Egal.
Von Höcksken auf Stöcksken.
Von Spongebob dem heiligen Schwamm zu Zäunen aus Heiligendamm. Von brennenden Autos in Frankreich nach Honduras. Zum jetzt schon vergessenen Staatsstreich.
Ein wunderschöner Tag in einer wundervollen Welt. Und die Leute glauben weiter was die Bild erzählt. Freiheit, Gleichheit, Aktionismus. Noch mehr Kampagnenjournalismus. Noch mehr Unrecht das passiert und noch weniger Menschen interessiert.
Weiterhin den Mund aufmachen, selbst wenn Freunde drüber lachen.
Wenn auch sonst nichts in unserer Macht ist...
sät Streit an den Stammtischen, bis der letzte erwacht ist.
Aber im Ernst, genießt, was ihr habt, und was die Natur uns schenkt. Es ist viel zu selten Sommer.


Freitag, 12. Juni 2009

wach

Sechs Uhr. Die Sonne weckt mich. Es ist viel zu früh. Vor vier Stunden war ich noch wach. Toilettengang. Wieder hinlegen.
...
Zehn vor Sieben. Ich bin immer noch wach. Habe keine Lust aufzustehen. Mein Körper ist anderer Meinung, ich bin nicht in der Lage, ruhig zu liegen. Der Geist ist chillig, aber das Fleisch ist wach. Also schön. Aufstehen.
...
Sieben Uhr. Mit einer dampfenden Tasse Kaffee und einer qualmenden Zigarette betrete ich den Balkon. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich bin erstaunt: es ist schon richtig warm! Ich ziehe an der Zigarette, schaue mich um.
Die Sonne steht im Osten schon ein ganzes Stück über dem Horizont, im Süden zeigt der Mond noch sein halbes Gesicht am Himmel. Der Himmel selbst ist strahlend blau, geschmückt mit einigen Wölkchen, nicht groß genug, als dass sie die Sonne lange verdecken könnten. Drei Flugzeuge durchschneiden gleichzeitig die Luft, zwei von ihnen ziehen Kondensstreifen hinter sich, malen sie an den Himmel, sie verlaufen fast parallel und passieren den Mond, eine Rennbahn für einen Wettlauf der Götter. Die beiden Flugzeuge sind schnell aus meinem Sichtfeld verschwunden. Das dritte ist ein Segler, ich kann den weißen Rumpf deutlich erkennen. Es kreist über der Stadt, nutzt wohl das klare Wetter für Luftaufnahmen. Mein Blick folgt ihm lange Minuten, bis es sich weiterer Beobachtung entzieht und aus meinem Blickfeld verschwindet.
Ich trinke von meinem Kaffee, er tut wirklich gut, und schaue mich weiter um. Die Gärten der Nachbarn bieten ein zweigeteiltes Bild. Die umstehenden Gebäude werfen diagonale Schatten über Blumenbeete und Rasenflächen. Wo die Strahlen der Sonne die Pflanzen direkt treffen, leuchten die Farben ihrer Blüten und Blätter wie von Innen heraus auf. Die Schattenhälften sind nicht viel weniger idyllisch, auch auf ihnen sind erleuchtete Flächen sichtbar, wie Löcher in der Dunkelheit; überall dort, wo Fenster die Sonneneinstrahlung in den Schatten reflektieren.
Die Äste der Büsche und Bäume wiegen sich kaum merklich in einem Lüftchen, schwerlich Wind zu nennen, man spürt den Zug beinahe nicht. In der Ferne reicht das Lüftchen allerdings aus, um die Flügel eines Windrads in freudige Umdrehungen zu versetzen.
Obwohl ich nah am Zentrum der Stadt wohne, bleibe ich vom Lärm der Zivilisation fast komplett verschont, Verkehrsberuhigung und Uhrzeit sei Dank. Nur alle paar Minuten fährt in einiger Entfernung ein Auto vorbei. Ansonsten genieße ich das Ständchen, das die Natur mir bringt. Vögel hüpfen und fliegen von den Balkons in die Gärten und zurück, und sie singen was das Zeug hält. Ich vermisse das Summen von Bienen.
Inzwischen ist die Tasse leer und die Zigarette gelöscht; ich gehe wieder in die Wohnung.
...
Ich bin froh, dass ich aufgestanden bin.
Was für ein wundervoller Morgen.


Donnerstag, 9. April 2009

Morgens, 9 Uhr, freier Tag...

Erstmaliges aufwachen gegen Neun Uhr. Harndrang. Komme ihm nach, lege mich wieder hin. Stelle fest, dass ich eigentlich hellwach bin. Beginne Zwiegespräch mit mir selbst. Einer Teil möchte aufstehen, um etwas vom Tag zu haben. Anderer Teil hat keine Lust, früher aufzustehen als der berufstätige Mitbewohner. Außerdem könne man doch noch schön träumen. Ein Stündchen. - Wovon denn? - Vom schönsten Wesen der Welt natürlich. - Ähm... schönstes Wesen der Welt? Gibts sowas? Ich könne auch ruhig mal ganz subjektiv sein, und im Traum ja sowieso, etc.

Ich gehe auf meinen Vorschlag ein und schließe erneut die Augen. Stelle mir schöne Dinge vor. Träume vom schönsten Wesen der Welt. Oder auch nicht. Vielleicht auch vom schönsten Moment, vom schönsten Gefühl...

Werde erneut wach, Mitbewohner ist aufgestanden und duscht. Wurde auch Zeit, schätze er kommt zur Abwechslung wieder zu spät zur Arbeit. Aufstehen? Später, jetzt ist ja das Bad besetzt. Schließe erneut die Augen.

Träume wieder, diesmal vom Friseur und Haare schneiden. Glaube meine Haare gehen mir doch langsam auf die Nerven. Kurze Zeit später, 10 Uhr. Mein Wecker klingelt, die Haustüre geht (er kommt wieder zu spät...), ich stehe auf. Verwirrt. Genervt. Von Haaren. Muss zum Friseur. Will kein Geld dafür ausgeben. Will das schönste Wesen der Welt sehen. Will erstmal n Kaffee. Keiner da. Also Tee. Läuft. Endlich wach...

Träume, schön und gut, aber abseits davon sollte ich mir vielleicht nicht soviel glauben... ^^