Freitag, 30. Juli 2010

Adieu altes Haus

Wie Tränen tropft der Regen von den Fensterbänken
Die Fenster fast erblindet wie von grauem Star
Man kann nur noch erahnen wie es früher war
Wie alte Narben wirken Risse in den Wänden

Und auch das Haupt bekommt inzwischen Haarausfall
Der Wind ist grausam, raubt dem Dach im Sturm die Ziegel
Es steht und schweigt, verschlossen durch den rost'gen Riegel
Die Balken ächzen, Knochen schmerzen überall

Der Zahn der Zeit, er nagt, hier hilft auch kein Sanieren
Es ging mal mit dem Stock, heut kriecht's auf allen Vieren
Noch bietet es den Jahreszeiten stolz die Stirne

Zu lang ist es allein, es will nicht mehr bestehen
Schließt die Rolladen, dieses Haus will nichts mehr sehen
Ein letztes Rendezvous nur... mit der Abrissbirne

3 Kommentare:

  1. Sehr verständliche Vergleiche und Metaphern..! Am besten gefällt mir da die erste Strophe. Und obwohl es doch zum Ende hin für mich ein wenig makaber klingt "mit der Abrissbirne", ist es meiner Meinung nach gelungen!
    Freut mich, was neues so inhaltsschweres von dir zu lesen.

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  2. Also mir gefällt grade die Wendung am Ende sehr gut. Die Abrissbirne reißt nicht nur das Haus, sondern auch die sentimentale Beschreibung ein. Hier harmonisieren Inhalt und Form hervorragend! Außerdem bin ich großer Fan von Sonetten. Daher: Daumen hoch.
    Erinnert ein wenig an das Lied "die letzte Sau" von WIZO.

    Hättest du Interesse an einer gemeinsamen Lyrikplattform? Ich und einige andere planen grade so etwas.

    LG,
    emil

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  3. Danke für eure Kommentare :)
    Die erste Strophe ist mir fast komplett in einer schlaflosen Stunde Nachts im Bett vor einiger Zeit eingefallen, also die erste Zeile war quasi der Auslöser für das Gedicht.
    Das etwas brachiale Ende ist allerdings tatsächlich Absicht, um was Antithetisches reinzubringen, Emil hat's durchschaut :)
    Die letzte Sau? Hm.. lange kein WIZO mehr gehört ^^ sagt mir vom Titel her jetzt nichts, ich hab aber eh eigentlich nur die 'Bleib tapfer/Für'n Arsch' gesuchtet, also wenn's da nicht drauf ist, kein Wunder.

    Eine gemeinsame Lyrikplattform, hm, das klingt interessant, erzähl mir mehr ;-) Ich schätze ich schreib dir das auf deinem Blog auch nochmal, sicherheitshalber :)

    Gruß an alle Leser!

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Eure Meinung interessiert mich!